Das rätselhafte Vergessen (Akte Auguste D.)

Dauer: 60 Min.
Zielgruppe: 14–18-jährige
Medien: Auszug aus der Akte Auguste D.

Schwierigkeit: mittel bis schwer
4/5

Die Alzheimer-Krankheit wurde 1906 zum ersten Mal von Alois Alzheimer öffentlich beschrieben. Er entdeckte bei der Autopsie des Gehirns seiner Patientin Auguste D. eigenartige Veränderungen, die er als Plaques und Neurofibrillenbündel bezeichnete. Er erkannte darin die Ursache für die Gedächtnisprobleme seiner Patientin. 

Heute, mehr als 100 Jahre später, verfügen wir über ein sehr viel detaillierteres Wissen – und doch besitzen die Erkenntnisse von Alzheimer immer noch Gültigkeit. 

Die Akte Auguste D. ist der erste überlieferte Bericht, in dem anklingt, wie es der Patientin geht.

Durchführung

Einstieg
Auguste D. war Kanzlistenfrau (Schreibkraft in einer Kanzlei). Sie galt als „sehr fleißig und ordentlich“. Zusammen mit ihrem Mann lebte sie in Frankfurt. Mit 51 Jahren traten bei ihr Gedächtnisprobleme und Verhaltensänderungen auf. 1901 wurde sie von ihrem Mann in die Anstalt für „Irre und Epileptische“ in Frankfurt eingeliefert wegen Wahnvorstellungen, Eifersucht und „zwecklosem Herumwirtschaften“. Alzheimer wird ihr behandelnder Psychiater und er protokolliert sehr sorgfältig die Gespräche mit seiner Patientin. Auguste D. weist  schwerwiegende Gedächtnisstörungen auf. Alzheimer kannte die Symptome von manchen seiner älteren Patientinnen und Patienten – zum ersten Mal erlebt er diese jedoch bei einer so jungen Frau. Das Alter kann also nicht der Grund sein. Er vermutet einen krankhaften Prozess – sein Interesse ist geweckt. 

Nach dem Tod von Auguste D. untersucht er ihr Gehirn und entdeckt Plaques und Neurofibrillen. In einer Vorlesung bezeichnet er beides als Auslöser für die Gedächtnisprobleme. 1910 wird die Krankheit nach Alzheimer benannt.

Auguste D. wurde am 16. Mai 1850 in Kassel geboren und starb am 8. April 1906 in Frankfurt.

Auszug aus der Akte Auguste D.  

  • Einzelarbeit: Die Jugendlichen lesen  den Text.
  • Anschließend Lesen mit verteilten Rollen


Unterrichtsgespräch

  • Erste Eindrücke
  • Wie wirkt sich die Gedächtnisstörung bei Auguste D. aus?


Arbeitsgruppen/Hausaufgabe

Wähle eines der Themen aus und bearbeite dieses:

  • Tagebucheintrag: Beschreibe aus der Sicht von Auguste D., wie sich der zunehmende Gedächtnisverlust in ihrem Alltag ausgewirkt haben könnte.
  • Tagebucheintrag: Beschreibe aus der Sicht von Karl D., dem Mann von Auguste D. wie er die Veränderungen seiner Frau erlebte.
  • Plädoyer: „Menschen mit Demenz sind nicht „verrückt“, es ist eine Krankheit. Schreibe ein kurzes Plädoyer für Menschen mit Demenz, deren Wunsch es ist, ernst genommen zu werden und Teil der Gemeinschaft zu sein.
  • Zeitungsartikel: 100 Jahre nach Alzheimer – die Behandlunsmöglichkeiten von Menschen mit Demenz (medikamentöse und nichtmedikamentöse).


Abschluss

Darstellung der Ergebnisse aus den Arbeitsgruppen / Hausaufgabe

Poetry-Slam Vergessenslücken


Weitere Möglichkeit:

Erarbeitung eines kurzen  Podcasts:

  • Auguste D. war Kanzlistenfrau, sehr fleißig und ordentlich. Sie lebte zusammen mit ihrem Mann in Frankfurt.  
    • Wie hat sich der zunehmende Gedächtnisverlust im Alltag von Auguste D. ausgewirkt? 
    • Wie erlebte ihr Mann, Karl D., die Veränderungen seiner Frau? 
    • Um die Jahrhundertwende wurden in den „Irrenanstalten“ Zwangsmaßnahmen angewendet, um die Kranken zu behandeln.
      Was brauchen Menschen mit Demenz, um ein würdiges Leben zu haben?

Aufnahme von Auguste D.,  aufgenommen im Februar 1902, wenige Monate nach ihrer Einweisung in die „Anstalt für Irre und Epileptische“ in Frankfurt. (© picture alliance / dpa / Konrad Maurer).