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Der Mensch im Herbst seines Lebens.
Ein Gedicht.
Dauer: 45 Min.
Zielgruppe: 14–18-jährige
Alleine zu sein, sich einsam zu fühlen – das kennen auch jüngere Menschen und das fühlt sich nicht gut an.
Im Alter jedoch – wenn die eigenen Kinder und Enkel weit weg wohnen, der Lebenspartner vielleicht verstorben ist – kann das Gefühl der Einsamkeit zum ständigen Begleiter werden. Verstärkt wird dies, wenn die eigene Beweglichkeit abnimmt und Einschränkungen zunehmen.
Das Gedicht von Rainer Maria Rilke „Herbsttag“ ist einerseits ein Stimmungsbild über den Herbst – doch es lässt sich auch als ein Stimmungsbild über den Herbst des Lebens lesen. So lädt es ein, über Themen des Alters nachzudenken: sein Haus zu bestellen, auf sich und seine Gesundheit zu achten, Freundschaften zu pflegen, neugierig und offen zu bleiben.
- Die Jugendlichen machen sich Gedanken über das Altern und fangen an, sich darüber auszutauschen.
- Sie werden sich bewusst, dass Menschen im hohen Alter ein erlebnisreiches Leben hinter sich haben und von ihren Erfahrungen berichten können.
- Sie entwickeln Verständnis und Interesse für die Situation alter Menschen.
- Sie werden achtsam mit anderen.
Vorbereitung
Arbeitsblatt „Herbsttag“ von Rainer Maria Rilke (1875 – 1926).
Durchführung
Das Arbeitsblatt „Herbsttag“ wird ausgeteilt.
Eine Jugendliche oder ein Jugendlicher liest das Gedicht langsam laut vor.
Aufgabe: Die Stimmung des Gedichtes umsetzen, z. B. anhand von Farben/Symbolen (15 – 20 Min.).
Unterrichtsgespräch
Interpretation des Gedichts:
- Wer spricht?
- Aus welcher Perspektive?
- Worum bittet dieser Mensch?
- Welche Erkenntnis hat dieser Mensch gewonnen?
Übertragung auf die Lebensrealität der Jugendlichen
- Kann man vorsorgen?
- Wie kann man vorsorgen?
- Welche „Früchte“ gibt es im Leben der Jugendlichen?
- Was möchten sie bewahren, woran möchten sie sich gerne erinnern?
Abschluss
Zum Abschluss das Gedicht noch einmal vorlesen.
Hausaufgabe
Zu den „Früchten“ im Leben der Schüler können Erinnerungskisten gebaut werden.
→ Unter „Erinnerungskisten“ finden Sie Anregungen dazu.
Herbsttag
Herr: es ist Zeit.
Der Sommer war sehr groß.
Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren,
und auf den Fluren lass die Winde los.
Befiehl den letzten Früchten voll zu sein;
gib ihnen noch zwei südlichere Tage,
dränge sie zur Vollendung hin und jage
die letzte Süße in den schweren Wein.
Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.
Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,
wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben
und wird in den Alleen hin und her
unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.
Rainer Maria Rilke